Wie die Wohnungsnot den Arbeitsmarkt beeinflusst

„Unsere Umfrage zeigt deutlich, dass der Mangel an bezahlbarem Wohnraum längst Auswirkungen auf die Suche nach geeigneten Fachkräften hat. Besonders für Arbeitskräfte mit kleinen und mittleren Einkommen ist die Lage schwierig“, sagt IHK-Hauptgeschäftsführerin Susanne Herre. 39 Prozent der befragten Betriebe würden ihre Mitarbeitenden bereits unterstützen oder hätten dies konkret geplant. Von den bereits aktiven Betrieben wiederum haben 30 Prozent bestehende Immobilien gekauft, um sie an ihre Mitarbeitenden zu vermieten. 28 Prozent mieten geeignete Wohnungen an und vermitteln sie an die Belegschaft. Sechs Prozent haben sogar neue Immobilien für ihre Mitarbeitenden gebaut und fünf Prozent Belegrechte für ihre Mitarbeitenden erworben.
Bei den Unternehmen, die Maßnahmen geplant haben, ist die An- und Weitervermietung von Wohnungen an erster Stelle, gefolgt vom Ankauf von Bestandsimmobilien, dem Erwerb von Belegrechten sowie dem Neubau von Immobilien.
„Der Mangel an bezahlbarem Wohnraum ist ein großes Thema für unsere Betriebe und sie sehen einen ganz klaren Zusammenhang zu der schwierigen Suche nach Fachkräften“, sagt Herre und nimmt die Politik in die Pflicht. „Wir müssen den Anstieg der Baukosten stoppen, in dem wir Standards und DIN-Normen hinterfragen und reduzieren. Auch Planungs- und Genehmigungsverfahren müssen deutlich einfacher und schneller werden.“ Generell müsse das Baurecht aber auch so angepasst werden, dass leerstehende Büroimmobilien für urbanes Wohnen genutzt werden können. „Es ist höchste Zeit, an allen möglichen Stellschrauben zu drehen. Denn ohne bezahlbaren Wohnraum gibt es keine Fachkräfte – und ohne Fachkräfte bleibt der wirtschaftliche Erfolg auf der Strecke.“
Die Unternehmen, die einen Zusammenhang zwischen Fachkräftemangel und einem Mangel an geeignetem Wohnraum sehen, wurden nach konkreten Auswirkungen gefragt. Besonders alarmierend an den Antworten ist, dass mehr als die Hälfte der Betriebe angeben, dass Bewerberinnen oder Bewerber Stellen abgelehnt haben, weil sie keinen bezahlbaren Wohnraum gefunden hätten. Auch das bestehende Arbeitsvolumen geht bereits zurück. So sagen 26 Prozent dieser Unternehmen, dass Mitarbeitende ihre Arbeitszeit eingeschränkt hätten, weil die Anfahrt zu lange sei. In 20 Prozent dieser Unternehmen hätten deshalb sogar Mitarbeitende ihre Stelle gekündigt.
Generell bitten in zwei Dritteln der Unternehmen, die den Zusammenhang zwischen Wohnraumnot und Fachkräftemangel sehen, Mitarbeitende oder Bewerbende ihren Arbeitgeber, bei der Wohnraumsuche zu helfen. 42 Prozent der Unternehmen berichten, dass ihre Mitarbeitenden um finanzielle Unterstützung bitten, um die Wohnkosten schultern zu können. Bei 47 Prozent dieser Betriebe nutzen die Mitarbeitenden verstärkt mobiles Arbeiten, um lange Pendelstrecken zu vermeiden.
Hintergrundinformationen
An der IHK-Umfrage „Schaffung von Wohnraum für Mitarbeitende“ haben sich in der Zeit vom 19. September bis 19. November 2024 454 Unternehmen beteiligt. Darunter waren 92 Prozent kleine und mittlere Betriebe. Mit 56 Prozent der Teilnehmenden war der Bereich der allgemeinen Dienstleister besonders stark vertreten. (köh/schi)
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