Vierteljährliche Zinsanalyse

Zinsanalysen dienen Überlegungen, wie sich zukünftig Marktzinssätze entwickeln werden. Wird derZins als Preis für die temporäre Überlassung von Finanzkapital verstanden (tatsächlich ist diesesVerständnis in der Wissenschaft umstritten), dienen Zinsanalysen eben Preisprognosen. Letztere sindeigentlich nicht möglich, weil es sich bei ihnen um Zukunftsvoraussagen handelt. Dazu dienengewöhnlich auch Glaskugeln mit allgemein bekannten Evidenzen. Zinssatzentwicklungen basierenjedoch auf einer Reihe von Kausalketten. Demnach helfen empirische Analysen, zumindest langfristigeEntwicklungen zu antizipieren.
Diese Aussage im Hinblick auf die Langfristigkeit ist nicht selbstverständlich, weil die empirischenGegebenheiten sich mit der Weltfinanzkrise 2008 f. veränderten. Spiwoks et al. (2010) hatten zuvor17.880 Zinsprognosen in Deutschland von 29 Kreditinstituten und Forschungsinstituten im Zeitfenstervon 1989 bis 2006 auf ihre Prognosegüte hin untersucht. Ihre Fragestellung lautete, ob diePrognosemodelle der Institute die tatsächliche Entwicklung besser abbildeten als es eine einfacheFortschreibung der Zinsentwicklungen (sogenannte naive Prognose) vermag. Im Hinblick auf Zinssätzeam langen Ende der Zinsstrukturkurve (zum Beispiel die Renditen von Bundeswertpapieren mit 10-jährigen Restlaufzeiten) verfehlten alle Prognosen die tatsächlichen Entwicklungen. Nur bei Dreimonatsgeldern im Interbankenmarkt konnten – allerdings auch nur – ein Drittel der Analysen bessere Prognosen liefern als es die reinen Wertefortschreibungen vermochten.
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