Neuer Kurs in der Klimapolitik: Über 400 Unterstützer für den „Praxispfad CO₂-Reduktion“ im Gebäudesektor

Zu den Unterstützern der Initiative zählen prominente Branchenvertreter wie der Bund Deutscher Architektinnen und Architekten (BDA), der Bundesverband Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen (BFW) sowie zahlreiche kommunale, genossenschaftliche und mittelständische Wohnungs- und Immobilienunternehmen bundesweit, etwa der Spar- und Bauverein Dortmund, die Lebensräume Hoyerswerda und die Unternehmensgruppe Nassauische Heimstätte|Wohnstadt (NHW).
„Mit dem derzeitigen Kurs der weiteren Verschärfung von Energieeffizienzbestimmungen werden wir die Klimaziele nicht erreichen. Wir könnten die Investitionen als sozial orientiertes Wohnungsunternehmen ökonomisch nicht stemmen. Die damit verbundenen Mietsteigerungen bergen zudem sozialen Sprengstoff, der den Zusammenhalt unserer Gesellschaft gefährdet. Wir plädieren daher für einen Kurswechsel, der die knappen finanziellen Ressourcen effektiver einsetzt“, sagte Dr. Thomas Hain, Leitender Geschäftsführer der NHW.
„Wir versprechen uns von der Initiative einen kräftigen Impuls in Richtung Politik, damit sich sowohl die Rahmenbedingungen als auch die Förderstrategien verändern können. Nur, wenn wir die Regulatorik konsequent an der Verminderung der CO2-Emissionen ausrichten, können wir die Klimaziele im Bausektor erreichen“, erklärte Präsidentin Susanne Wartzeck für den Bund deutscher Architektinnen und Architekten (BDA).
Ein zentraler Kritikpunkt der Initiative ist die fehlende ganzheitliche Betrachtung von Gebäuden. Der Fokus auf die Dämmung reiche nicht aus, um nachhaltige Einsparungen zu erzielen. Prof. Dr.-Ing. Viktor Grinewitschus von der EBZ Business School fordert daher eine Lebenszyklus-Bilanzierung der CO2-Emissionen: „Von der neuen Bundesregierung erwarte ich, dass endlich eine Bilanzierung der Gebäude über ihre gesamte Lebenszeit, also eine Lebenszyklus-Bilanzierung der CO2-Emissionen verbindlich eingeführt wird. Nur damit kann es uns gelingen, von den allgemeinen Verbräuchen runterzukommen und wirkliche Anreize zu schaffen für das Bauen im Bestand und nicht ständig abzureißen und neu zu bauen.“
„Bei der Umstellung des GEG auf Emissionseffizienz dürfen wir keine Zeit verlieren. Die Initiative leistet hierfür einen wichtigen Beitrag. Bei der nationalen Umsetzung europarechtlicher Vorgaben muss die Bezahlbarkeit gewährleistet werden. Nur was sozial tragfähig und wirtschaftlich darstellbar ist, kann auch nachhaltig sein“, forderte BFW-Präsident Dirk Salewski.
„Wir haben kein Erkenntnis-, sondern ein Umsetzungsproblem. Seit Jahren ist der Befund der Wissenschaft eindeutig. Wir sparen trotz hoher Mittelaufwendungen für Sanierungen kein CO2 im Gebäudesektor mehr ein. Deshalb registrieren wir aus unseren Netzwerken, also der Wissenschaft, aber auch der Politik und von Unternehmen, sehr großes Interesse und massive Unterstützung für unsere Ideen. Wir müssen nun den Mut aufbringen, umzusteuern. Dann werden wir nicht nur unsere Klimaziele im Gebäudesektor erreichen, sondern auch einen enormen Innovationsschub im Bausektor auslösen“, so die Initiatoren des Kurswechsels in der Klimapolitik für den Gebäudesektor.
Vor drei Monaten hatten die angesehenen Akademiker Prof. Elisabeth Endres, Prof. Dr.-Ing. Manfred Norbert Fisch, Prof. Dirk Hebel, Prof. Dr. Dr. E.h. Dr. h.c. Werner Sobek und Prof. Dipl.-Ing. Dietmar Walberg in Berlin ihr Manifest für eine nachhaltige, kosteneffiziente und sozial verträgliche Klimapolitik im Gebäudesektor vorgestellt. Darin kritisieren sie die seit vielen Jahren einseitige Fokussierung auf immer höhere Energieeffizienzstandards bezogen auf die Energiebedarfe der Gebäude als maßgebliche Voraussetzung zur Erreichung der Klimaziele. Sie fordern dringend einen politischen Richtungswechsel dahingehend, dass als Zielstellung die Reduzierung von Treibhausgasemissionen ins Zentrum gerückt wird ohne Weiterführung des Benchmarks kWh/m² als maßgebliche Größe zur Erreichung der Klimaziele.
Dies sei finanzierbar, stelle die Erreichung der Klimaschutzziele sicher und gewährleiste bezahlbares Wohnen, so die Verfasserinnen und Verfasser. Ziel der Initiative ist es, einen breiten Diskurs in der Öffentlichkeit zu organisieren und die Entscheidungsträger in der Politik dazu zu bewegen, die Klimapolitik im Gebäudesektor von Grund auf zu überdenken und sie auf realistische, erreichbare CO2-Reduktionsziele auszurichten. In Anbetracht der bevorstehenden Bundestagswahl und der drängenden Haushaltsprobleme seien die klimapolitischen Maßnahmen in den kommenden Monaten von entscheidender Bedeutung. (hei)