Genossenschaftstag in Heidelberg: Internationaler Austausch über bezahlbares und gutes Wohnen

Guido Schwarzendahl, Präsident des wohnungsgenossenschaflichen Weltverbands Cooperative Housing International (CHI) und Vorstand der Bauverein Halle & Leuna eG, betonte in seinem Vortrag die weltweite Bedeutung des genossenschaftlichen Wohnens – von Norwegen bis in die USA – und erläuterte dabei neben der Bedeutung des Genossenschaftswesens für die jeweiligen Wohnungsmärkte ebenfalls, inwieweit sich genossenschaftliche Systeme weltweit unterscheiden. So variieren die Systeme von klassischen Vermietungsgenossenschaften, wie wir sie in Deutschland kennen, bis hin zu (beschränkten) eigentumsorientierten Genossenschaften, wie sie unter anderem in Osteuropa oder in Nordamerika zu finden sind. Gemeinsam ist diesen Modellen, dass der Zweck von Wohnungsbaugenossenschaften nicht in der Gewinnerzielung, sondern in der Förderung ihrer Mitglieder liege: „Wohnungsgenossenschaften sind ein wichtiger und unverzichtbarer Partner bei der Wohnungsversorgung. Und dass überall, wo Genossenschaften tätig sind, denn sie bauen und modernisieren für ihre Mitglieder und bieten attraktiven Wohnraum für breite Schichten der Bevölkerung“, so Schwarzendahl.
Weitere Impulse kamen von Christian Krainer, Gemeinnützige Bauvereinigungen in Österreich, der die Geschichte und Herausforderungen von Wohnungsgenossenschaften im Kontext des österreichischen Wohnungsgemeinnützigkeitsgesetzes darstellte, und Franz Horváth, Wohnungsbaugenossenschaften Schweiz, der in seinem Vortrag nicht nur über die strukturellen Besonderheiten des Schweizer Genossenschaftswesens sprach, sondern auch über spezifische Finanzierungsinstrumente, mit denen Wohnungsgenossenschaften unterstützt werden können.
Moderiert von Marc Ullrich, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft der Genossenschaften im vbw, diskutierten die Referenten abschließend über aktuelle Herausforderungen des Genossenschaftswesens wie steigende Kosten, fehlende Flächen oder unzureichende Fördermittel. Als Lösungsansätze wurden unter anderem kommunale Vorkaufsrechte, Wohnraumfonds und beschleunigte Planungsverfahren diskutiert. Marc Ullrich forderte in diesem Zusammenhang unter anderem bessere politische Rahmenbedingungen: „Der internationale Austausch hat uns gezeigt, wie viel Potenzial in der genossenschaftlichen Idee steckt. Damit sie auch künftig Sicherheit und Stabilität bieten kann, muss der Wohnungsneubau in Deutschland einfacher, schneller und günstiger werden.“ (rot)