Klimaschutz ›› Fortsetzung Einführung der Energieeinspar-Verordnung (EnEV 2002) gebaut. Diese Gebäude sind in der Regel niedertemperaturfähig und damit für den Einsatz von Wärmepumpen geeignet. Die oft zu hörende Meinung, dass vor dem Einbau einer Wärmepumpe die Heizkörper ausgetauscht werden müssen oder eine Fußbodenheizung ein- gebaut werden muss, ist eine Fehleinschätzung wie umgesetzte Beispiele zeigen. Darüber hinaus soll die politische Regulierung stark vereinfacht und auf einen CO2-Emissionsreduktionspfad abgestellt sowie der Erhalt von Bestandsgebäuden gefördert werden. WOHNUNGSWIRTSCHAFT UNTERSTÜTZT INITIATIVE „Deutschland braucht dringend einen Kurswechsel in der Gebäude- Klimapolitik. Gerade angesichts der extrem angespannten Haushalts- lage kommt die Initiative der Wissenschaftler zur rechten Zeit. Die Erkenntnisse der Forscher machen unmissverständlich deutlich: Die politischen Rahmenbedingungen für die Energiewende im Gebäu- debereich müssen konsequent auf einen Praxispfad mit Fokus auf die Reduzierung von CO2-Emissionen neu ausgerichtet werden. Das bisherige, immer weitere Hochschrauben der Gebäudeeffizienz ist der unintelligenteste, weil teuerste Weg in Richtung Klimaziele”, sagte Axel Gedaschko, Präsident des Spitzenverbandes der Woh- nungswirtschaft GdW. Allein in den 12 Jahren von 2010 bis Ende 2022 wurde in Deutsch- land die Unsumme von 545 Milliarden Euro in energetische Sanie- rungsmaßnahmen von Wohngebäuden gesteckt, ohne dass der Energieverbrauch durch Raumwärme pro Quadratmeter nach einem bereits erreichten Rückgang um ein Drittel zwischen 1990 und 2010 dann noch weiter gesunken wäre. Das haben Analysen von Zahlen des Bundeswirtschaftsministeriums und des Bundesumweltamtes spätestens seit 2020 deutlich gemacht – und die Wohnungswirt- schaft weist seitdem mit Nachdruck auf diesen Missstand hin. „Der Weg, den wir stattdessen einschlagen müssen, ist günstiger für alle und viel besser fürs Klima: Er führt weg vom starren Fokus auf Gebäudeeffizienz, hin zu einer klugen, ausgewogenen Mi- schung aus Energieeinsparung mit Augenmaß und einem deutlichen Ausbau von digitaler Vermeidungstechnik zur Nutzerunterstützung. Dabei werden auch weiter Gebäude energetisch saniert, aber in der Breite geht es um smarte, kostengünstige Geräte zur abgestimmten Wärmesteuerung in Wohnungen – das heißt um eine vernetzte, optimierte Anlagensteuerung und um den Ausstieg aus der fossilen Energieerzeugung. Diese einfache Kombination aus Bausteinen für eine wirklich smarte Energiewende wird sehr viel mehr Effekt bei der CO2-Einsparung bringen und ist bei Weitem nicht so kostenintensiv. Weder Eigentümer noch Mieter werden so überlastet, soziale Spal- tung wird verhindert und wir können die Klimaziele auf effiziente Weise ansteuern”, so Gedaschko. Initiative. „Zudem berücksichtigen wir mit unserem Ansatz auch die Treibhausgasemissionen, die durch den Bau der Bestandsgebäude bereits entstanden sind bzw. jene, die durch Neubau noch entste- hen würden”, sagte Prof. Dirk Hebel, Gründer der Initiative. Und Initiativengründer Prof. Dr. Werner Sobek ergänzte: „Wir müssen den CO2-Emissionen einen angemessenen Preis geben. So können wir den Weg zur Erreichung des Klimaziels realistischer planen und sozial gerechter gestalten.” Die aktuellen Ansätze, die sich auf maximale Energieeffizienz und umfassende Sanierungsmaßnahmen stützten, seien weder finanzierbar noch klimawirksam genug, folgert das Manifest der Wissenschaftler. „Was wir benötigen, ist kein blindes Streben nach höchster Energieeffizienz, sondern eine praxisorientierte Politik, die auf die Senkung der Treibhausgasemissionen abzielt”, sagte Prof. Elisabeth Endres, Gründerin der Initiative. „Wir fordern Wissen- schaftlerinnen und Wissenschaftler und Vertreterinnen und Vertre- ter aus der Wirtschaft auf, den Diskurs mit uns zu führen und sich dieser Initiative anzuschließen”, ergänzte Prof. Dipl. Ing. Dietmar Walberg, der ebenso Gründer der Initiative und Erstunterzeichner des Manifestes ist. HAUSHALTSKRISE ALS KATALYSATOR FÜR DRINGEND NOTWENDIGE REFORMEN Vor dem Hintergrund der aktuellen Haushaltsdebatten und der gescheiterten Ampel-Koalition wird eine Kurskorrektur umso dringlicher. Die bisherigen Förderansätze übersteigen die finanzielle Belastungsgrenze des Bundeshaushalts bei weitem, so die Wissen- schaftler . Die Wissenschaftler rufen insbesondere die Entscheidungsträger in der Politik dazu auf, die Klimapolitik für den Gebäudebereich von Grund auf zu überdenken und sie auf realistisch, erreichbare CO2-Reduktionsziele auszurichten – und nicht den Weg durch einen Dschungel von Gesetzen und Verordnungen dahin vorzuschreiben. In Anbetracht der gescheiterten Regierung und der drängenden Haushaltsprobleme seien die klimapolitischen Maßnahmen in den kommenden Monaten von entscheidender Bedeutung. DIE GRÜNDER DER INITIATIVE Prof. Elisabeth Endres ist Architektin und bekannt für ihre Arbeit an nachhaltigen und innovativen Energie- und Gebäudekonzepten, insbesondere im Diskurs von Architektur und technischen Systemen mit Fokus der Vereinfachung im Bauwesen. Prof. Dr.-Ing. Manfred Norbert Fisch ist spezialisiert auf ganzheit- liche Energiekonzepte für Gebäude und Quartiere, die technische Nutzung der Solarenergie sowie die Produktion von grünem Wasser- WARUM DIE DERZEITIGE STRATEGIE IM GEBÄUDESEKTOR GESCHEITERT IST Im Manifest fassen die Wissenschaftler ihre in jahre- langer Forschung erlangten Erkenntnisse zusammen. Sie unterstreichen, dass ein stärkerer Fokus auf CO2-Reduktion – und nicht allein auf Energieeinspa- rung – das Ziel der Klimaneutralität bei gleichzeitig bezahlbarem Wohnen erreichbar machen kann. „Mit unserem Praxispfad CO2-Reduktion senken wir die im Vergleich zum heutigen Szenario benötigten Fördermittel um fast zwei Drittel, von jährlich 50 auf 18 Milliarden Euro. Damit zeichnen wir ein realisti- sches Szenario für die Erreichung der Klimaziele im Gebäudesektor, weil mit unserem Weg die knappen Ressourcen im Finanzbereich, aber auch im Bausektor sinnvoller eingesetzt werden”, sagte Prof. Dr.-Ing. Manfred Norbert Fisch, einer der fünf Gründer der 02 47/2024 I / S T N E X A A T A P O L S E N N A H O Die Wissenschaftler und GdW-Präsident Axel Gedaschko (M.) bei der Pressekonferenz am 14. November 2024 in Berlin. J G R O E G : o t o F